Pheaton - 2nd Era

Part 2

 "Pheaton!", ertönt eine Stimme. Der silberne Drache öffnet langsam ein Auge. Ein kleiner Mensch tritt in sein Sichtfeld. Natürlich hatte er das Wesen schon bemerkt, als es das Tal betreten hatte. Aber interessiert hatte es ihn nicht. Er war des Kämpfens müde.
 Aber dieser Mensch war wohl nicht zu einem Kampf gekommen. Langsam klärt sein Blick auf und er erkennt seinen jungen Freund wieder.
 "P'TON." Ertönt die Drachenstimme im Kopf des Menschen, der sich darauf verzweifelt die Ohren zuhält.
 "Bitte, du weißt, das ich das nicht verkrafte."
 "WIRKLICH? WAR MIR ENTFALLEN." Langsam hebt Pheaton den Kopf und seinen riesigen Körper. Er mußte lange hier gelegen haben, denn Moos hatte sich schon auf seinen Schuppen gebildet. Er streckt sich und spannt seine Schwingen auf, was den Menschen unwillkürlich zurückweichen läßt.
 "Ich habe Neuigkeiten für dich."
 "EINEN MOMENT. ZUERST BRAUCHE ICH EIN BAD." Wieder verkrampft der Mensch, doch was will er gegen einen so mächtigen Telepathen ausrichten?
 Nach einigen langsamen Schritten stößt sich das Reptil vom Boden ab und schlägt mit den Flügeln. In kurzer Zeit erreicht er die Wipfel der uralten Bäume und beginnt seinen Gleitflug über das Tal. P'Ton, sein menschlicher Besucher, setzt sich auf einen Stein und beginnt sein letztes Proviantpaket zu verzehren. Ein Drachenbad kann eine ganze Weile andauern.
 Entspannt läßt sich Pheaton vom Wind über sein kleines Reich tragen. Der einzige, von Menschen begehbare Zugang, einer ihrer Magier hatte ihn einst geschaffen, ist durch einen Bergrutsch weiter geschmälert worden. Noch ein paar Jahrzehnte und vielleicht gibt es dann keinen Weg mehr, bis wieder einmal Jemand nach den legendären Lindwurm-Schätzen sucht.
 Das Rotwild bemerkt seinen Jäger nicht, bis er aus dem Himmel auf es hinabstürzt. Erschrocken stürmen die übrigen davon, nur der größte Hirsch hat keine Chance mehr. Nach einem kurzen Mahl hebt sich Pheaton zurück in die Lüfte. Sein nächstes Ziel ist der tiefe See am westlichen Ende des Tales. Er wird von einem kalten Bergfluß gespeist und entläßt das Wasser durch einen Bodenspalt. Am Fuße des Berges tritt der Fluß wieder zu Tage und wird von den Menschen Phea genannt.
 Wie ein verspielter Jungdrache stürzt sich der große Silberne in den See. Das laute Platschen läßt Dutzende, wenn nicht Hunderte, Wassertiere aufschrecken und davon stürmen. Eine Minute später, das Wasser und die Tiere hatten sich bereits beruhigt, durchstößt er wieder die Oberfläche und schießt in die Höhe. Wieder legt er die Flügel an und läßt sich fallen.

 Nach einer Stunde, die dem Geplansche eines Kleinkindes ähnelte, marschiert Pheaton an Land, schüttelt sich und läßt sich in den feinen Sand am Ufer fallen. Langsam trocknet die Sonne seine glänzenden Schuppen.
 P'Ton kam am frühen Nachmittag in das Tal, die Sonne war noch im Aufstieg, sie verschwindet gerade hinter den Bergen, als Pheaton wieder auf der Anhöhe landet, auf der er geschlafen hatte.
 "Nun, P'Ton, was hast du mir zu berichten?", fragt der Drache mit vorsichtig gesprochenen Worten.