Pheaton - 2nd Era

Part 4

 Mitten in der Nacht wandert eine Gestalt durch den Raum. Die Wache lehnt im Halbschlaf neben der Tür an der Wand und bemerkt sie nicht. Erst als sie direkt vor ihm steht, schreckt der Soldat auf.
 "Wer da?" fragt er deutlich in die Finsternis. Doch dann flammt Licht um ihn herum hell auf. Erst glaubt er, jemand habe ale Fackeln des Raumes mit einem Schlag in Brand gesetzt, doch dann schlagen die ersten und gleichzeitig letzten Schmerzenswellen zu. Nur noch einen röchelnden Laut von sich gebend sinkt er brennend zusammen. Nach Sekunden ist nur noch Asche von dem Mann übrig.
 "Hehe, der Meister hat mir große Macht übertragen.", murmelt die Gestalt freudig, jetzt wieder von der Finsternis umhüllt.
 "Ikol! Ich hätte es mir denken könne, daß etwas nicht mit euch stimmt.", ertönt da wieder die brummige Stimme Thorbrandts. Mit einem metallischen Gleiten zieht er sein Schwert von der Wand. Als sich die Gestalt umdreht wiegt er es gemächlich in der Hand. "Vergeßt euren Feuerzauber bei mir. Ich habe Drachen mit dieser Klinge erlegt, da wird mir ein Dämon nicht schwerfallen."
 Wuchtig reißt der Nordmann die Waffe empor und läßt sie auf die Gestalt niedersausen. Doch seine Bewegungen haben mit dem Alter gelitten und der Stahl schlägt nutzlos auf den Boden.
 "Hehehe! Ihr seid gut, aber nicht gut genug." Die Gestalt taucht hinter Thorbrandt auf und streckt eine Hand nach ihm aus. Der entstehende Feuerball soll den alten Krieger in Flammen aufgehen lassen, jedoch prallt er nur an dessen Rücken ab und schlägt gegen eine Wand. Wieder wird es schlagartig heller.
 "Was? Wie? Das ist nicht möglich!", stammelt die Gestalt, welche jetzt als Verzerrung des Begleiters des Paladins zu erkennen ist.
 "Doch! Ich kämpfe einst an der Seite mächtiger Magier, welche einen Feuerschutz auf mich und meine Kameraden sprachen. Nicht einmal der Odem eines geflügelten Reptils vermag mir etwas anzuhaben."
 "Nun, mag sein, daß ihr Feuerfest seid, doch wie steht es mit Steinen und Holz?" damit beginnt der Dämon seine Feuerbälle überall an die Wände und Einrichtungsgegenstände zu werfen. Stühle zersplittern und verteilen das Feuer über den Boden, die Wände beginnen schnell einzubrechen.
 Dann fällt der Blick auf den im Zentrum des großen Raumes plazierten Stützpfeiler. Sollte dieser einbrechen... Thorbrandt wirft sich in den Weg des Feuerballs, doch kann ihn nicht aufhalten. Plötzlich brennt auch dieser massive Holzpfahl lichterloh. Lange wird es nicht dauern, dieses Dämonenfeuer brennt schneller als normales.
 Der Krieger hebt sein Schwert wieder auf und stürmt auf den Dämon zu. Doch dann tauchen, von dem Kampflärm und besonders durch die Hitze geweckt, der Paladin und seine Gefolgsleute an der Treppe auf.

 "Wulfstan!", ruft Hal und sein erster Ritter stürmt vor um die Klinge des Barbaren aufzuhalten. Laut klingend schlägt Stahl auf Stahl. Die übrigen schirmen den Adjutanten ihres Herrn gründlich ab.
 Der Ritter ist seinem Gegner weit überlegen, doch hat er weder mit dessen noch geschmeidigen Bewegungen gerechnet, noch mit der Kraft, die noch immer in den alten Armen steckt. Nach einigen Schlägen, die einen schwächeren Gegner zu Boden geworfen hätten, muß er seine Taktik ändern. Die eiserne Verteidigung und die ausbreitende Hitze des Feuers machen ihm zu schaffen.
 Hal und die anderen Ritter beobachten den Kampf, ihr Kodex verbietet, daß sie eingreifen, es würde die Ehre ihres Kameraden beschmutzen. Diese Gelegenheit läßt sich der Dämon Ikol nicht entgehen. Er läßt die Ritter ebenfalls in seinen Flammen vergehen und wendet sich dann dem Paladin zu, der ihn fassungslos ansieht.
 "Du!?"
 "Ich habt mir keine Wahl gelassen. Ich wollte nur, daß ihr einen oder zwei Tage später ankommt, dann wäre der Hauptteil unserer Armee ebenfalls angekommen und hätte euren lächerlichen Widerstand in einer Nacht gebrochen."
 "Das war nicht die ganze Armee?" Hal wird trotz der Hitze plötzlich bleich.
 "Natürlich nicht. Unser Meister führt noch einmal doppelt so viele Krieger, wie ihr überhaupt aufbringen könntet."
 "Wie können wir dieser Macht widerstehen?"
 "Das, könnt ihr nicht. Aber Du, Paladin, wirst die Niederlage nicht erleben." Augenblicke später bricht Hal ebenfalls zusammen, verbrannt wie seine Untergebenen.
 "Bleiben noch die zwei." Kichernd beobachtet er noch ein paar Sekunden das Duell der Krieger dann konzentriert er sich noch einmal auf den Stützpfeiler. Dann zerplatzt dieser unter dem Zauber und gibt das Dach der Schwerkraft frei. Langsam bricht es ein, die Wände halten es noch ein paar Sekunden, doch dann geben diese ebenfalls nach und der Raum wird von den Trümmern begraben.
 Wulfstan und Thorbrandt sehen einander an und versuchen noch rechtzeitig die Tür oder eine andere Öffnung in der Mauer zu erreichen, doch kommen beide zu spät.

 Draußen lacht der Dämon finster in sich hinein. Er beobachtet noch, wie das Feuer auf die übrigen Gebäude übergreift und dort, wo es das nicht freiwillig tut, hilft er eben ein wenig nach. Nichts soll von diesem Ort übrig bleiben. Der Stallbursche kommt aus dem Schuppen gestürmt, der ihm als Unterkunft diente. Er hält eine Mistgabel in den Händen und geht damit auf das einzige Ziel zu, daß ihm bleibt.
 Weit kommt er nicht. Es bleibt nicht viel mehr von ihm übrig als ein Häufchen Asche, daß sich im Wind verliert.