Pheaton - 2nd Era

Part 8

 Weit im Norden jenseits der Grenzen des Kaiserreiches gibt es nur noch Schnee und Eis. Dicht an dieser Grenze, wo lediglich die widerstandsfähigsten Pflanzen in dem kargen Boden gedeihen und die dickfelligsten Tiere ein mühseliges Dasein fristen, schleicht ein einsamer Wanderer über die weiße Pracht.
 Seine bunte Fellkleidung wirkt kaum ausreichend für das bestehende Klima, so daß er sich zusammenkrümmt und auf einen Stock stützt. An seiner Seite trägt er ein Schwert, dessen Parierstange und Knauf sorgsam in Fell gewickelt sind. Sein Wanderstab ähnelt dem Schaft eines Langbogens, eine kleine Tasche auf dem Rücken, aus der traurig gefiederte Stäbe ragen, die inzwischen die Bezeichnung Pfeil nicht mehr verdient haben, unterstreicht den Eindruck. Eine Sehne scheint er aber nicht mehr zu besitzen, und die Behandlung als Stützstock hat der einst eleganten Waffe ebenfalls nicht zum Besseren verholfen.
 Die untergehende Sonne taucht die Szene in warm erscheinendes aber nicht mehr wärmendes, rotes Licht. Dan verschwindet sie gänzlich hinter dem Horizont und zurück bleibt eine klare kalte Nacht. Müde läßt sich der Wanderer in den Windschatten eines Findlings fallen, streift den Köcher und seine Provianttasche ab, um beides sorglos neben sich zu werfen.
 Nach einigen Minuten, in denen er sich kaum bewegt, rafft er sich auf un beginnt sein Lager aufzubauen. Zunächst scharrt er etwas von dem Schnee und Eis beiseite um festen Erd- oder Steinboden freizulegen. Dann nimmt er den Köcher, und zieht die am wenigsten brauchbaren Pfeile heraus. Leicht sind die Spitzen entfernt und die Holzstäbe in der Mitte durch gebrochen, damit er daraus ein kleines Lagerfeuer aufstellen kann.
 "Ral!", raunt er heiser und plötzlich stehen die Pfeilschäfte in hellen anhaltenden Flammen. Zufrieden schlägt der Wanderer nun seine Kapuze zurück und enthüllt damit langes, seidengleiches Haar und ein Paar spitz zulaufende Ohren. Ein kurzer Blick in seinen Brotbeutel bestätigt nur, was er schon seit zwei Tagen weiß: er braucht dringend etwas zu Essen. Aber sein Weg ist noch weit und führt ihn nur weiter weg von Dörfern, Städten und allem was die Menschen Zivilisation bezeichnen.

 Der Wanderer erschrickt, als sich plötzlich eine Gestalt aus dem Feuer formt. Es bleibt nur bei einem flammenden Oberkörper, doch schon dieser überragt den Elfen weit. Die Hände, oder sollte man sie als Klauen bezeichnen, die ledrigen Schwingen am Rücken und der gehörnte Kopf lassen keinen Zweifel, das es sich bei dem Elfenähnlichen um einen Dämon handelt.
 Die Flammen schlagen weit um sich, verbrennen aber nichts in der Umgebung. '[i]Sie sind nicht real[/i]', denkt sich der Wanderer, aber das beruhigt ihn nur in geringem Maß. Einen Augenblick sehen sich die beiden Wesen nur einander in die Augen.
 "Du kannst diese Welt nicht betreten! Was willst du?", fragt der Elf mit kräftigen Worten.
 "Deine Vorräte sind erschöpft. Du wirst in den nächsten Tagen sterben." Stellt der flammende Dämon kalt fest. "Ich kann dir helfen, wenn du mir hilfst."
 "Niemals. Wesen wie Du gehören nicht in diese Ebene. Ich werde nicht zulassen, daß Du sie betrittst." Der Elf ist aufgesprungen und greift nach seinem Schwert. Es schmilzt jedoch noch bevor die Klinge auch nur die Flammen berührt hat.
 "So kannst du mich nicht besiegen!", lacht der Dämon seinem Gegner ins Gesicht.
 "VexRal!", brüllt dieser. Und schreckt aus seinem Traum auf. Doch die Umkehrung der Rune hat er nicht geträumt, sein Feuer ist mit einem Schlag erloschen und die Kälte der Nacht greift mit ihren kalten Klauen nach ihm. Zitternd wickelt er sich in seine Stoffe, dieser letzte Spruch hat seine magischen Reserven zunächst ebenfalls verbraucht.

 Kurz nach Sonnenaufgang zwingt sich der Elf dazu, seinen Weg wieder aufzunehmen. Müde und hungrig packt er seine Sachen zusammen und marschiert los. Mit ein wenig Glück schafft er es heute Nacht noch einmal die Rune des Feuers zu sprechen.

 Zwei Tagesreisen weiter erscheint einem menschlichen Krieger die selbe Gestalt, jedoch in einem speziell dafür angelegten Feuerbecken. Magischen Runen verzieren den Rand und im Inneren brennt ein Gemisch aus Öl und tierischem Blut. Einmal hat der Räuberhauptmann den Fehler gemacht, sich über den Gestank zu beschweren, seit dem kann er seine verbrannte Nase zu nichts mehr zu gebrauchen.
 "Er wird bald hier sein. Vollende deine Aufgabe und vergiß nicht, die Beweise liegen zu lassen.", spricht der Dämon zu seinem gezeichneten Untergebenen.
 "Jawohl, Herr."

 Später in der Nacht, nach einigen weiteren präzisen Anweisungen, verläßt der Hauptmann sein Zelt und ruft seine drei Dutzend Mannen zusammen.
 "Es geht los. Habt euren Spaß, nehmt alles von Wert mit aber jeder hinterläßt das, was er von mir bekommen hat."
 "Was sollen die Schürzen, Schilde und das ganze Zeug hier?"
 "Wir wollen den Anschein erwecken, daß es Menschen waren, die hier gewütet haben."
 "Aber wir sind doch Menschen! Dieses Elfen-Pack hat es doch garnicht anders verdient!", brüllt einer der bulligeren und erhält einiges an Zustimmung.
 "Natürlich, aber diese Gegenstände stammen aus dem Lager der Kaiserlichen Garde. Und wer auch immer das hier mitbekommt, soll den Kaiser dafür verantwortlich machen." Wieder gibt es Jubel. Keiner fragt sich, wer von dem ganzen noch berichten soll, wenn keiner überleben darf.